Die Akazien in der Bechtheimer Hohl

Der Naturfreund, der sich am südlichen Ortsausgang auf den dort ausgeschilderten Weinwanderweg begibt, wandert zunächst durch einen wunderschönen Akazienhain, der sich links und rechts des engen Tales als alter Baumbestand mit Unterholz ausbreitet. Die Wegbezeichnung gibt den kürzesten Fußweg „über den Berg“ quer durch die Weinberge nach Bechtheim an. Die ausladenden Kronen der hohen Bäume spannen sich über den Weg und vermitteln dem Wanderer zu jeder Jahreszeit das Gefühl als würde er nicht in ein leicht ansteigendes Tal sondern in einem Dom hinein wandern.
Besonders schön ist die Hohl im zeitigen Frühjahr, wenn das erste Grün sprießt, das Schöllkraut seine verschwenderische Pracht zeigt, der wildwachsende Lauch seinen zarten Duft ausströmt und die Sonne durch das schüttere Laub blinzelt. Später, wenn sich das Blätterdach schließt und die traubigen weißen Schmetterlingsblüten in voller Pracht stehen, verleitet das tausendfache Summen der Bienen zum Verweilen.
Wer an einem lauen Frühlingsabend hier Einkehr hält, kann dem in unserer heutigen Zeit, selten gewordenen Gesang der Nachtigallen lauschen.
Im Sommer bietet die Hohl mit ihrem dichten Blätterdach einen kühlen Schutz und im Winter bei Raureif und Schnee vermittelt sie ein beschauliches Bild von Ruhe und Frieden.
Wo stammt dieser Baum her? Der sich mit seinem unpaarig- gefiederten Blättern und seinem rauen Stamm nicht zu unseren heimischen Baumarten zuordnen lässt. Sein gebräuchlicher, aus dem griechisch stammender Name, umfasst nur eine Gruppe von Gehölzen mit stachelig bewährten Dornen, wie sie in vielen Arten im Mittelmeerraum vorkommen. Unser, im gewöhnlichen Sprachgebrauch als Akazie bezeichneter Baum,
ist ein Einwanderer aus Virginia und gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae/Leguminosae). Um eine genaue Trennung der Gattung der dornigen Gehölze des Mittelmeer- und afrikanischen Raumes zu unserem  Zuwanderer aus Amerika, als Leguminosen Art, zu machen, ist auch die Bezeichnung „Falsche Akazie“ gebräuchlich.
Die Ausbreitung dieses Baumes in Europa ist interessant. Nach dem Vorbild eines um 1590 angelegten Ziergartens des Leibarztes der französischen Königin Maria von Medici, Jan Robin, ließ sich König Heinrich IV auch einen solchen Garten mit schönen Gewächsen aus aller Welt anlegen. Aber mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass dieser Ziergarten als Vorlage für die Hofstickereien dienen sollen. Die neuen Erwerbungen, es sollen 1300 Pflanzen gewesen sein, wurden 1609 in einer Widmung an die Königin als Kupferstiche dargestellt. In einer Schilderung der königlichen Gärten von 1614 beschreibt der seinerseits geachtete Botaniker Vespasian Robin, Sohn von Jan Robin, als erster die Falsche Akazie.
Im Jahre 1735 teilte der schwedische Naturforscher Carl von Linne (1707-1778) das Pflanzen- und Tierreich nach Arten, Gattungen und Familien ein. Er gab jeder Pflanze einen lateinischen Doppelnamen. In Anerkennung der Verdienste von Vepasian Robin als Botaniker, nannte er die Falsche Akazie  „Robinie“ (Robinia pseudacacia L.)
Obwohl die Pflanze in den  königlichen Gärten streng behütet war, gelangte sie 1640 nach England, 1670 nach Berlin und erst 1726 nach Italien. Schnell breitete sich die Robinie von den königlichen  und adligen Lustgärten und Anlagen  in das ganze Land aus.
In Ungarnwird die Robinie wegen ihrer Häufigkeit sogar als Magyaren Baum bezeichnet.
Als Baumbestand ist die Robinie rasch dominant. Sie verjüngt sich auch durch Stock-Wurzelausschläge. Für die genetische Verbreitung, der überaus kleinen,  harten Samen, sorgen vor allem die Krähen. Das Holz der Robinie ist sehr hart und langlebig. Bestens für Weinbergs Pfähle, Zäune und dergleichen geeignet. Die Robinie ist giftig! Besonders die Rinde.    


Ewald Rößner(Literaturnachweis:  Unsere Pflanzenwelt von Carus Sterne und Aglaia von Enderes)

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